Lars Köppler
Charlotte Rebentisch ist am Donnerstag im Ottersberger Rathaus als 250 000. Fahrgast des Bürgerbusses mit einem Blumenstrauß und Freifahrt-Gutscheinen belohnt worden. Die 25-Jährige nutzt den Bus seit Jahren.

Rolf Schulze (von links), Horst Hofmann, Reiner Sterna, Henning Struckmann und Stefan Bendrien freuen sich mit Charlotte Rebentisch. (Björn Hake)
Der Run auf den Ottersberger Bürgerbus ist auch mehr als acht Jahre nach der Jungfernfahrt am 1. November 2011 ungebrochen. Schon damals gehörte Charlotte Rebentisch zu den Nutzern dieses Beförderungsmittels, das sich längst mit seinem Streckennetz im Flecken Ottersberg etabliert hat. Vor rund zwei Wochen hatte die heute 25-Jährige dann ihr wohl schönstes Erlebnis als Fahrgast, denn Bürgerbusfahrer Henning Struckmann überraschte die Ottersbergerin bei ihrer Fahrt zur Arbeitsstelle in Fischerhude mit der Nachricht, der 250 000. Fahrgast zu sein. Am Donnerstagmittag erhielt Rebentisch, die bei Brünings Scheune arbeitet, im Ottersberger Rathaus einen Blumenstrauß und Freifahrt-Gutscheine als Dankeschön.
Der Bürgerbus sei für sie eine nützliche Ergänzung zu den Regionalbuslinien, erzählt Charlotte Rebentisch und fügt hinzu: „Ich arbeite im Schichtdienst. Vor allem, wenn ich am späten Vormittag zur Scheune muss oder am frühen Nachmittag Feierabend habe, fährt der Bürgerbus genau passend.“ Zwar fährt die 25-Jährige, die selbst kein Auto besitzt, auch gerne mal mit den großen Bussen der Linien 745 oder 760, doch der Bürgerbus auf der Linie 789 ist ihr klarer Favorit. „Das ist einfach gemütlicher und oft gibt es auch Gelegenheit für ein persönliches Gespräch“, erklärt Rebentisch, die besonders „die netten Fahrer und die Pünktlichkeit“ des Bürgerbusses schätzt.
„Angebot ist schon ganz gut“
Seit fünf Jahren sei es für sie kein Problem, die Wege zur Arbeit sowie in der Freizeit ohne eigenes Auto per Bus und Bahn zu organisieren. „Das Angebot des öffentlichen Nahverkehrs rund um Ottersberg ist schon ganz gut“, sagt sie. Verbesserungsbedarf sieht Charlotte Rebentisch trotz allen Lobes aber auch: „Gern würde ich auch sonnabends den Bus nutzen, das Angebot ist da aber nicht ausreichend“, beklagt sie ein Problem, das für die ländlichen Regionen allgegenwärtig ist und allgemein noch zu lösen ist. Dies bekräftigten die Verantwortlichen im Rahmen der Feierstunde, zu der sich auch der stellvertretende Landrat Reiner Sterna, Gemeindebürgermeister Horst Hofmann sowie der Bürgerbus-Koordinator des ZVBN (Zweckverband Verkehrsverbund Bremen/Niedersachsen) eingefunden hatten. Sie machten in diesem Zusammenhang nochmals deutlich, dass das Modell Bürgerbus nicht nur die Mobilität auf dem Lande deutlich fördere. Auch der Beitrag zur Umweltentlastung sei umso höher, je häufiger die Bürgerbusse als Teil des ÖPNV genutzt werden.
Um die Nutzung des Ottersberger Bürgerbusses noch attraktiver zu machen, sind die Verantwortlichen um Henning Struckmann und Fahrdienstleiter Rolf Schulze für Wünsche und Hinweise immer offen. Es könne sich dabei um zusätzliche Haltestellen, geänderte Linienführungen oder Fahrten in bestimmten Zeitlagen handeln. Die nächste Fahrplanaktualisierung ist derweil im August 2020 möglich. Der Ottersberger Bürgerbus rollt seit November 2011 durch den Flecken und stieß schnell auf unerwartet hohe Nachfrage, sodass die Verantwortlichen ab Februar 2013 einen zweiten Bus ins Rennen schickten. Seitdem nutzen jährlich etwa 30 000 Menschen die Busse, wobei im Jahr 2019 sogar nochmals eine Steigerung um zehn Prozent auf 33 800 Fahrgäste verzeichnet werden konnte. „Wir sind von der anhaltenden Resonanz sehr angetan und fühlen uns in unserem Engagement belohnt“, fasst Henning Struckmann vom Vereinsvorstand zusammen.